Weniger technikbegeisterte KollegInnen für digitale Ideen begeistern

Erwachsenenbildung Multiplikator Begeisterung
Ich bin in der Erwachsenenbildung tätig, im Bereich Deutsch als Fremdsprache, und inzwischen auch als Digital-Multiplikatorin unter KollegInnen unterwegs.
Viele KollegInnen ziehen mit und sind begeistert, tauschen sich aktiv miteinander aus, probieren neue digitale Ideen und Tools aus.
Die Herausforderung ist aber, die weniger technikbegeisterten für diese neuen digitalen Ideen zu begeistern. Ihnen die Angst und die 
Über gute Ideen und Erfahrungsberichte würde ich mich sehr freuen!
Unsere Ideen bisher: Infomails, Anleitungen, regelmäßige Austauschtreffen (bisher online, bald vielleicht auch in Präsenz), Minischulungen.

2 Kommentare

Ich habe als PICTS (Pädagogischer ICT-Support) an einer Primarstufe in der Schweiz die ähnliche Aufgabe. Und nach bald 2 Jahren in dieser Funktion habe ich einiges gelernt.

Zum einen muss ich wohl einfach akzeptieren, dass nicht alle Lehrpersonen im Kollegium die selben Interessen, Neigungen und Kompetenzen haben. Hatten sie nie, und werden sie auch nie. Das ist auch bei Musik, Sport oder anderen Themenbereichen nicht anders, bloss in der IT haben wir manchmal das Gefühl, dass jetzt alle zu IT-Profis ausgebildet werden müssen. Die richtige Flughöhe zu finden für Kolleg:innen, die einfach ganz woanders stehen, ist teilweise sehr schwierig bis fast unmöglich.
Ich habe diesbezüglich gute Erfahrungen damit gemacht, Kurse zeitgestaffelt anzubieten: Die erste halbe Stunde ist reserviert für jene Kolleg:innen, deren Geräte man zuerst so vorbereiten muss, dass sie vom anschliessenden Kurs profitieren können. Zusammen Account erstellen, Login-Daten aufschreiben, Wünsche abfragen, erster Blick ins inhaltliche Konzept, vielleicht sogar einen Vorsprung verschaffen. Alles bevor dann eine halbe Stunde später der eigentliche Kurs mit allen Teilnehmer:innen beginnt. Das kam gut an, vor allem bei genau jenen, die mir sonst zuverlässig nach 10min aussteigen, weil es ihnen zu schnell geht oder sie einen Menü-Eintrag nicht finden.

Und zum anderen ist es enorm hilfreich und überzeugend, wenn ich solche weniger technik-affinen Lehrpersonen davon überzeugen kann, dass mit einem digitalen Konzept etwas, was sie bisher auch schon gemacht haben, einfacher und schneller erledigt werden kann. Das zieht vor allem bei jenen Lehrpersonen, für die IT einfach noch ein weiterer Stresspunkt und Zeitfresser ist neben all dem anderen, das ihnen auch so schon zu viel ist. Realistisch betrachtet hat jedes digitale Konzept eine Einarbeitungsphase, die a) bei jedem unterschiedlich lange dauert, und b) natürlich länger dauert, als wenn man es mit der herkömmlich analogen Alternative erledigt, die einem vertraut ist. Erst nach Überwindung dieser Hürde erlebt man eine Erleichterung, eine Zeitersparnis, einen Mehrgewinn. Wenn ich meine Kursteilnehmenden dahin kriege, habe ich gewonnen.

Dass es darüber hinaus auch gelegentlich schlicht befriedigend und manchmal  cool ist, etwas zu können, was bei den Kindern und ihren Eltern gut ankommt, ist ein nettes Plus, das zwar nicht überbewertet, aber auch nicht komplett ausser Acht gelassen werden darf. Ich habe nicht selten Kursteilnehmende, die stolz darauf sind, mit ihren Kindern digitale Konzepte zu nutzen, die den Kindern nicht bekannt waren, und die sie wieder an den Wissensvorspung ihrer Lehrperson glauben lassen. Technikmuffel sind nämlich selten stolz darauf, in solchen Dingen eine höhere Hemmschwelle zu haben. Viel öfter leiden sie darunter, als altmodisch und unfähig wahrgenommen zu werden. Die saugen Erfolgserlebnisse auf wie ein nasser Schwamm.

Als PICTS führe ich in MS Teams einen eigenen Kanal, in welchem ich alle Inhalte, Anleitungen, Kurse, Tipps, Tutorials, Daten, Fakten und Ideen an zentraler Stelle für alle einsehbar verwalte und einstelle. Bei Fragen kann ich oft einfach auf die entsprechende Speicherablage verweisen, wo die Leute dann alles selber finden können. Das ist superpraktisch weil niederschwellig und zeitsparend. Hinzu kommt, dass auf diese Art Wissen auch nicht verloren geht. Zu verhindern wäre bspw., dass ein allfälliger Nachfolger in meiner Funktion vor dem grossen Nichts steht.

Huh, das wurde jetzt doch länger als geplant. Sorry, falls ich Deinen Rahmen gesprengt habe. 😉

Gruss aus der Schweiz
-- 
Roger
Hallo zusammen,

ein spannendes Thema. Vielleicht sind auch einige Punkte interessant, die in dem Thread
https://plattform.fobizz.com/community/fortbildungen-kommen-nicht-an 
angesprochen wurden. Ich denke, dass es auch dort letztlich um Fragen von Team-Motivation geht. 

Und klar - in einem Punkt kann ich Roger nur zustimmen: Es wird wohl nie gelingen, alle Team-Mitglieder mitzunehmen. Letztlich wird es immer Eine Frage der persönlichen Affinität zu bestimmten methodischen und thematischen Herangehensweisen sein, die darüber entscheidet, wer welche Ansätze für sich und die Lernenden produktiv nutzen kann und möchte!

Erst einmal einen guten Rutsch ins neue Jahr!
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