Fortbildungen kommen nicht an

Liebe Communitiy,

wir sehen bzw. haben gesehen, dass es nicht an Fortbildungen mangelt. Ob selbstgewählte Zeiteinteilung wie bei Fobizz, ob BarCamps oder Online-Veranstaltungen, das Angebot war vielfältig.

Und dennoch: Ich habe den Eindruck, dass es nicht an der Basis, sprich bei allen Kolleg:innnen ankommt. Aus meiner Sicht machen zu viele zu wenig und zu wenige machen bzw. bilden sich viel fort.

Wie seht ihr das bzw. wie sind eure Erfahrungen?
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FM
Die Fortbildungs-Angebote sind weit an meinem Wissens-Bedarf vorbei... Mich interessiert nicht, was es alles gibt. Ich brauche konkrete didaktische Hinweise zu deren nutzbringender Einbindung; z.B. Vor- und Nachteile, methodische Leitfäden, die sich bewährt haben oder wo es gar nix bringt. Der Adventskalender würde, so ich die vorgestellten Dinge in meinen Unterricht einbinde, meine Teilnehmer einfach nur erschlagen. 
Kannst du präzisieren was du meinst? du hast ein Tool und jetzt brauchst du konkrete Einsatzmöglichkeiten? Für ein bestimmtes Fach? Gibt halt so, so viele.
Hallo Steffen!
Ich denke das Problem haben im Moment tatsächlich alle Schulen: es zeigt sich wie heterogen nicht nur Schülergruppen sondern eben auch Lehrergruppen sind. Der Schlüssel liegt also in einem differenzierten Angebot. 
Um alle Lehrkräfte abzuholen muss klar sein, welche  "Lerntypen" die Lehrkräfte sind (auditiv/visuell/kognitiv - einzeln/kollaborativ - analog/digital usw.) und wie sie ihre Arbeit organisieren: bei uns im Kollegium gibt es z.B. einen hohen Anteil an jungen Teilzeitkräften mit kleinen Kindern zu Hause - die arbeiten nachts oder am Wochenende und gerne digtial während ältere Kolleginnen und Kollegen bevorzugt nachmittags in Präsenz zu arbeiten... Neben Fortbildungen vor Ort am Nachmittag muss es also auch digitale Abendveranstaltungen geben sowie Material zum Selbststudium für diejenigen, die es nachlesen oder sich alleine einarbeiten wollen... (Und der letzte skeptische Rest wird auf Pflichtveranstaltungen mit einem interessanten Angebot mitgenommen. 😉)
Und ganz wichtig finde ich im Moment auch: didaktische Reduktion, also lieber wenige Tools/Fortbildungen anbieten und die dann passgenau und mit Praxisbezug. Keine Lehrkraft kann das, was seit Beginn der Pandemie an digitalen didaktischen Tools entstanden ist, noch überblicken geschweige denn in den eigenen Unterricht einbinden. Das Angebot ist viel zu groß und die meisten Lehrkräfte bräuchten im Moment eher eine Fortbildung dazu, wie sie aus der Masse die für sie richtigen Tools filtern als noch eine Einführung in noch mehr neue Tools! 
Viele Grüße,
Jil
Da stimmt ich gerne zu, die Frage ist nur, auf was willst dich reduzieren. Spontan wäre ich dann bei kostenlosen und browserbasierten Tools, sonst geht es wieder nicht bei den Lernenden.
KH
Hi!
Natürlich gibt es immer die Kolleg/innen, die mit sich selbst so zufrieden sind, dass sie glauben, keine Fortbildungen zu brauchen. Und die machen auch keine, selbst wenn es tolle Angebote gibt. Manchmal hilft es, die direkt anzusprechen, ob man sich gemeinsam anmeldet, um in Austausch zu treten.
Früher gab es in Hessen mal das Fortbildungsportfolio und man musste pro Schuljahr eine gewisse Punktezahl sammeln. Das wurde dann im Jahresgespräch (welche/r Schulleiter/in hat im Moment dafür noch die Zeit und die Nerven???) durchgesprochen und bei uns durften die Kolleg/innen dann auch in passenden Konferenzen ihr Wissen mit den Fachkolleg/innen oder dem gesamten Kollegium teilen. Das fand ich immer klasse! 
Leider gibt es das Portfolio nicht mehr und die Anzahl der freiwilligen Fortbildungen ist im Sturzflug (nähert sich gerade der Null bei einigen). Schade. Fraglich, ob der Zwang zu Erkenntnis geführt hat oder die Zeit in den Fobis nur abgesessen wurde....
Hallo zusammen
Ich kann aus meiner Erfahrung einer Schweizer Primarstufe berichten. Wir haben mehrere 6-Monats-Lizenzen, die aber unterschiedlich fleissig genutzt werden. Als FOBIZZ-Koordinator informiere ich meine SL über die Nutzung der Lizenzen. Und auf Nachfrage bei jenen Lehrpersonen, die über eine Lizenz verfügen, sie aber nicht oder wenig nutzen, kommt immer die gleiche Antwort:

Es läuft zu viel gleichzeitig und nebeneinander. Ich komme einfach nicht dazu.

Die Auseinandersetzung mit einem FOBIZZ-Kurs braucht Zeit und Musse. Den maximalen Lernzuwachs erreicht man, wenn man zum einen nicht nur die Erklärfilmchen schaut, sondern eben auch die Übungen und Aufgaben absolviert. Und zum anderen müsste das Gesehene dann auch gleich in einer konkreten Unterrichts-Situation eingesetzt, ausprobiert, angewendet und konsolidiert werden können. Dazu fehlt vielen von uns schlicht die Zeit, da wir aus anderen Quellen und Richtungen regelrecht zugeschmissen werden mit anforderungsreichen Projekten und Aufträgen. Und auch wenn das beim einen oder anderen auch mal vorgeschoben sein mag, haben sie trotzdem recht. Mir geht's genauso.

Hinzu kommt eine diffuse Angst des Scheiterns. Wenn man im Biologie-Unterricht ein neues Lehrmittel oder eine neue methodisch-didaktische Idee ausprobiert, kann das auch mal nicht so erfolgreich sein, was aber nicht schlimm ist. Klappt aber so ein IT-Ding nicht, hast Du vor der ganzen Klasse die gesamte Lektion an die Wand gefahren. Das ist eine Euphoriebremse für jene Kolleg:innen, die sich vor sowas fürchten.

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, dass ich als IT-Beauftragter mich zuerst so weit in ein Thema reinarbeite, dass ich meinem Kollegium anschl. selber einen Kurs anbieten kann. Dann habe ich alle in einem Raum, mit ihren Geräten, die haben eine Stunde Zeit, kommen auch in einen Austausch miteinander, und ich kann darüber hinaus konkrete Beispiele und Erfahrungen aus meinem eigenen Unterricht einfliessen lassen. Viele aus meinem Kollegium haben sich auch genau das gewünscht: Den Austausch und das Konkrete, das Lernen miteinander und voneinander.

Lieben Gruss aus der Region Basel

-- 
Roger

Danke für die ausführliche und differenzierte Sicht. Mir geht es tatsächlich gar nicht darum was die Kolleg:innen machen oder wie viele, sondern eher DASS sie mal was machen...
Hallo zusammen,
das deckt sich genau mit meinen Erfahrungen in der Erwachsenenbildung. Es tröstet ein wenig zu hören, dass es in allen Bereichen und Schulformen ähnlich aussieht!
Aber was tun? Ähnlich wie Roger habe auch ich den KollegInnen Austausch-/Schulungstreffen angeboten, bei denen wir einzelne Aspekte des digitalen Unterrichts besprochen haben, sowohl von der methodisch-didaktischen als auch von der technischen Seite aus.
Ich habe mich in die Materie eingearbeitet, theoretisch wie praktisch und wir haben die Ideen dann gemeinsam ausprobiert und uns über mögliche Einsatzszenarien ausgetauscht. Unsere Treffen fanden corona- und organisationsbedingt bisher online statt. Wahrscheinlich wären Präsenzveranstaltungen teilweise noch hilfreicher, weil man den KollegInnen dann noch schneller und besser weiterhelfen kann.
Über ein Mentoring-System habe ich auch mal nachgedacht - dass technikerfahrenere KollegInnen die anderen einzeln begleiten. Aber wir das konkret funktionieren könnte, da bräuchte ich noch die zündende Idee!   
Unsere Schule ist im (sehr) ländlichen Raum. Ich hätte nie so viele Fortbildungen machen und besuchen können, wenn es nicht online gewesen wäre.
Ich freue mich, dass ich nicht alleine bin und hoffe tatsächlich auf einen möglichen Schwung durch wieder mehr Veranstaltungen vor Ort.
Das Konzept des Pädagogischen ICT-Supports wird bei uns ab nächstem Schuljahr neu aufgegleist. Neu wird diese Funktion in mehrere Unterbereiche aufgeteilt. Dazu gehören unter anderem die sog. Multiplikatoren. Damit sind engagierte Lehrpersonen gemeint, die sowohl praxisbezogene Ideen und Unterrichtsbeispiele als auch niederschwelligen First-Level-Support anbieten. Wie sich das dann in der Praxis anfühlt, werden wir ja sehen, aber als Idee finde ich das im Moment sehr interessant. Nicht, dass es das bisher so oder ähnlich nicht auch gegeben hätte. Aber nun sind diese Leute auch benannt, mit einem Auftrag ausgestattet, und vor allem dafür entschädigt.
Hallo zusammen, 
die Idee von team-internen "MutliplikatorInnen" finde ich sehr vielversprechend. Ich würde dies nicht nur als "First-Level-Support" und Troubleshooting sehen, sondern auch in dem Sinne, dass eine konkrete Empfehlung von jemandem, der auch an meiner Einrichtung tätig ist und mein Tätigkeitsfeld überblickt, für mich mehr Gewicht und Glaubwürdigkeit hat als ein Schulungsinhalt, der naturgemäß eine wesentlich heterogenere Zielgruppe anspricht und erst auf Brauchbarkeit überprüft werden muss. 
Diese "MultiplikatorInnen" sind es dann auch aus meiner Sicht, die sich vor allem zu vielen Tools&Tricks weiterbilden sollten, um eine Vorauswahl zu treffen und konkrete Tipps in ihre Institution hineinzutragen. 
Dabei sollte durchaus konserativ verfahren werden; wenn jede Fachlehrkraft neue Tools einführt (die bei den Lernenden wieder eine Einarbeitung erforderlich machen), kann dies auch durchaus Stress bei den Lernenden erzeugen, die mitunter auch nicht so ausgeprägte digitale Kompetenzen und so guten Internetzugriff haben, wie wir das gerne hätten!
Frohe Feiertage - und bleibt gesund!
KB
Hallo!  Das mit den Multiplikatoren liest sich gut. Aus welchem Bundesland seid ihr? 
Liebe Grüße
AT
Ich bin eigentlich sehr interessiert, doch gerade sehr überfordert, dass ist der Grund, warum ich mich nicht so fortbilde, wie ich es vor hatte. Unser Schulaccount läuft noch bis April.
Es gibt gerade so viele neue Baustellen, dass ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Kämpfe in meinem Klassenraum (den ich wechseln musste), um wieder alle PC´s ans Netz zu bringen, die Internetversorgung hinzubekommen, zig Konferenzen wegen neuer Richtlinien, deren Umsetzung viele Extra-Stunden bedeuten, ein neues erstes Schuljahr (kennenlernen der Schüler, Kampf mit diversen Hilfestellungen, um Rückstände professionell aufgearbeitet zu bekommen: es gab im letzten Jahr keine schulamtsärztliche Untersuchung .... ), die Pandemie, so dass es immer wieder neue Regelungen gibt (die neueste, dass wir 2 mal die Woche zig Röhrchen bekleben müssen und uns mit dem ganzen Orgakrams dazu auseinandersetzen müssen).......... , diverse kranke KollegInnen, die on top vertreten werden müssen.....
Alles geht nicht - und so muss halt die Fobi unter den Tisch fallen - doof.

Infos auf das nötigste Beschränken, Schnelleinstiege ermöglichen, indem z.B. konkrete Beispiele, die leicht umgesetzt werden können , eingestellt werden - so dass der Unterricht erleichtert wird. Übersichtlichkeit......, alles was Zeit spart (und auf den ersten Blick darauf hinweist)...... 

Ich mache meinen Job sehr, sehr gerne und es soll nicht als Stöhnen herüberkommen. Nur als Erklärung.....